Die Begriffe „Kunstgeschichte“ oder „Kunstwissenschaft“ sind Schöpfungen des 19. Jahrhunderts. In diesem zeitlichen Umfeld begannen in Deutschland auch an Theologischen Fakultäten die ersten Lehrveranstaltungen im Rahmen der Klerusausbildung. Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Fach zunächst in den Theologischen Fakultäten vorwiegend im Rahmen der Kirchengeschichte gelehrt.
1851 begannen in Paderborn erste Versuche, kirchliche Kunst und christliche Archäologie im Rahmen der Ausbildung für den Klerus an der Philosophisch-Theologischen Lehranstalt in Paderborn zu vermitteln. Hier hielt Prof. Michaelis 1851 -1854 Vorlesungen über kirchliche Baukunst. Johann Baptist Wilhelm Kaiser folgte 1854 als Professor für Patrologie und lehrte dazu Kunstgeschichte. Dann folgte eine Unterbrechung; nach der Wiedereröffnung der Akademie nach dem Kulturkampf nahm Prof. Kirchhoff die kunstgeschichtlichen Vorlesungen wieder auf von 1887 bis 1891. Von 1895 bis 1907 las der Diözesanbaumeister Arnold Güldenpfennig (1830 -1908) im Wesentlichen über Paderborner Sakralbauten. Hermann Friedrich Kotthoff (1840-1891), Professor der Geschichte und Philologie, lehrte von 1887 -1891 Ästhetik der Bildendenden Künste und Kirchliche Kunstarchäologie.1910 wurde Alois Fuchs (1877 -1971) Professor für Apologetik und Philosophiegeschichte an der Phil.-Theologischen Akademie zu Paderborn und lehrte dann auch Kunstgeschichte.
Fuchs begründete das erste kunsthistorische Seminar mit einer Fachbibliothek und Diathek und stellte programmatisch seine Ziele ausführlich dar und erarbeitete Richtlinien, die bis Ende seiner langjährigen Lehrtätigkeit verbindlich blieben. Dabei flossen besonders seine Forschungen zur mittelalterlichen und neuzeitlichen sakralen Kunst ein, worin er sich große Verdienste erworben hatte.
Domvikar Karl-Josef Schmitz (1932 – 1994) übernahm ab dem WS 1965/66 Lehraufträge für Kunstgeschichte und Denkmalpflege, 1967 erfolgte die Ernennung zum Direktor des Diözesanmuseums und 1974 zum Honorarprofessor für Kunstgeschichte. Seit dem Sommersemester 2000 hat der Kunsthistoriker und Museumsleiter Norbert Börste diesen Lehrauftrag an der Theologischen Fakultät Paderborn übernommenen.
Das Fachgebiet „Geschichte der christlichen Kunst“ ist in Paderborn als Stoff des Wahlpflichtbereichs der Kirchengeschichte/Bistumsgeschichte benannt, ähnlich wie in anderen Theologischen Fakultäten in Deutschland. Zu dieser Historischen Theologie gehören der ordentliche Lehrstuhl für Kirchengeschichte und Patrologie sowie der außerordentliche Lehrstuhl für Kirchengeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Bistumsgeschichte.
(Lit.: Norbert Börste, Kunstgeschichte und Kunstwerke in der Theologischen Fakultät Paderborn, 2014)