Rut Björkman, die einer breiteren Öffentlichkeit bis heute weit gehend unbekannt geblieben ist und dennoch in Relation zu den bedeutenden Mystikerinnen des 20. Jahrhunderts, Edith Stein und Simone Weil, wahrgenommen werden sollte, hat ein umfangreiches Schrifttum hinterlassen, das auf eine kritische reflektierende, wissenschaftliche Erschließung wartet und für eine Ideengeschichte des Mystischen im 20. Jahrhundert gerade in ihren Bezügen zur Theologie, Philosophie und Politikwissenschaft sicher von großer Bedeutung ist.
Der gegenwärtige Boom diverser Seminare zur Selbstfindung wird nicht zuletzt dadurch gefördert, dass der Mensch um sich selbst kreist. Dabei speist ihn die Hoffnung, durch Aufarbeitung seiner eigenen Biografie, seiner Gefühle und ich-zentrierten Emotionen, seiner verantwortbaren Taten und Gedanken ein glücklicheres Leben führen zu können. Ein Appell, der seine grundsätzliche Einstellung betrifft, wird meist verstummen. Doch würde gerade ein solcher Appell eine echte Umkehr bewirken können: weg vom Kreisen um sich selbst hin zur Selbsthingabe, Proexistenz und Selbstverleugnung. „Nur wer sein Leben um meinet willen verliert, wird es retten.“
In diese Kerbe einer grundsätzlichen Umkehr und Heilung des Menschen schlagen moderne spirituelle Konzeptionen des 20. Jahrhunderts. Eine Frau, die das selbst intensiv gelebt hat, ist Rut Björkman. Ihr ging es nicht um ihre Person, sie wollte auch nicht ihre Schriften veröffentlichen, nein, ihr ging es um ihre befreiende Botschaft: weg von der Egozentrik hin zur Ganzhingabe. Eine solche Position verlangt ein interdisziplinäres Vorgehen. Dabei bietet es sich an, ideengeschichtliche Verbindungen, die an der Marburger Universität nicht nur im Bereich theologischer und philosophischer Forschung, sondern auch im Bereich des Fragens nach einer Normativität des Politischen bestehen, zur kritischen Diskussion des Denkens Rut Björkmanns heranzuziehen.
Mit Prof. Dr. Heinrich Beck, Dennis Gerhart, Uta Elisabeth Köhler Mag.Art., PD Dr. Imre Koncsik, Prof. Dr. Reinhard Mook, Prof. Dr. Thomas Noetzel und Peter Schüz M.A.