Im Zentrum der Diskussion stand dabei die Frage nach den Quellen moralischen Handelns und nach der Rolle der Religion als bleibender Ressource normativer Selbstverständigung in zersplitterten Gesellschaften.
In ihrem Impulsvortrag unterschied Alena Buyx zwischen inneren moralischen Quellen und deren rationaler Legitimation im öffentlichen Diskurs. Um in pluralen Gesellschaften zu moralischer Urteilsbildung zu kommen, müsse zwangsläufig von starren ethischen Konzepten abgesehen und eine Einigung auf gemeinsame Prinzipien mittlerer Reichweite angestrebt werden. Gerade als innere Quelle der Moral spiele jedoch auch Religion noch immer eine äußerst große Rolle für viele Menschen, überhaupt moralisch handeln zu wollen. „Für die Kirche“, so Buyx, „ist es noch nicht zu spät, verlorenes Vertrauen in den Glauben zurückzugewinnen.“ Viele Menschen, die der Kirche den Rücken zugekehrt hätten, suchten weiterhin nach Orientierung aus der Tradition, mit der sie sich identifiziert hatten.
Johannes Süßmann stellte den Begriff politischer Klugheit in den Fokus. Klugheit erlaube eine Reduktion der Wissensansprüche moralischer Urteilsbildung auf bestimmte Situationen und so eine Zurückweisung totalitärer – religiöser oder säkularer – ethischer Systeme.
Martin Breul nahm besonders Bezug auf die Relevanz religiöser Überzeugungen für die Verständigung im öffentlichen Diskurs. Religiöse Aussagen könnten demnach semantische Überschüsse bereithalten, die in säkularen Ethiken nicht auszudrücken wären. Als Beispiel nannte Breul den Begriff der Schöpfung, der offenkundig auch vielen Menschen etwas zu sagen habe, die nicht religiös sozialisiert seien.