Großes Tor Garten Fakultät© Besim Mazhiqi | ThF PB

Die Academia Theodoriana

Die Theologische Fakultät Paderborn ist die älteste Hochschule Westfalens. Sie wurde am 10. September 1614 von Fürstbischof Dietrich IV. von Fürstenberg als Jesuitenuniversität mit philosophischer und theologischer Fakultät gegründet, am 2. April 1615 von Papst Paul V. und am 14. Dezember desselben Jahres von Kaiser Matthias bestätigt und mit allen akademischen Rechten ausgestattet. Die offizielle Eröffnung der Academia Theodoriana Paderbornensis wurde eigens mit einem großen Festakt am 13. September 1616 begangen, ein historisches Ereignis für das damalige Hochstift Paderborn mit Relevanz für die ganze Gesellschaft: Zum einen wurde mit der Jesuitenuniversität in der Bischofsstadt Paderborn die Ausbildung der Geistlichen im damaligen Fürstbistum geregelt und auf eine solide Basis gestellt.

Zum anderen war in Verbindung mit dem angeschlossenen Gymnasium zugleich der Grundstein für den Aufbau einer Bildungsschicht in der Bevölkerung des Fürstbistums gelegt. Zu den Professoren der ersten Generation gehörte Friedrich Spee, der große Barockdichter und mutige Kämpfer gegen den Hexenwahn, dessen Kirchenlieder noch heute in Gottesdiensten gesungen werden. Mit ihrer feierlichen Eröffnung begann für die Theologische Fakultät Paderborn eine mehr als wechselvolle Geschichte. Sie erlebte alle Höhen und Tiefen einer akademischen Institution. Ihre Gebäude wurden geplündert, zerstört und wieder aufgebaut, die akademische Hochschule wurde aufgelöst und wieder neu zugelassen. Mit Beginn des Dreißigjährigen Krieges wurde sie schon zwei Jahre nach der Aufnahme des Lehrbetriebs geplündert, die Bibliothek beschossen und die Professoren vertrieben.

Auch in den folgenden Jahrhunderten hielt der Existenzkampf an: Der Jesuitenorden wurde 1773 aufgelöst, die Universität ging in die Zuständigkeit des Landesfürsten über, aber mit der Säkularisation endete das geistliche Fürstbistum Paderborn und wenige Jahre später verfügte 1818 der preußische König die Aufhebung der Universität. Diese Entscheidung wurde nicht ausgeführt und 1836 ausdrücklich zurückgenommen. Nach den Wirren des Kulturkampfes – sie wurde geschlossen, aber nach einigen Jahren wieder eröffnet – erlebte die Hochschule eine neue Blütezeit. Seit 1917 trug sie die Bezeichnung „Philosophisch-Theologische Akademie“. Im Zweiten Weltkrieg ging die Zahl der Studenten stark zurück, weil sie zum Wehrdienst eingezogen wurden. In diesem Auf und Ab blieb das Bemühen lebendig, die alten akademischen Rechte zurückzuerhalten. Im Jahr 1966 wurde dieses Ziel erreicht: Am 11. Juni 1966 erkannte Papst Paul VI. der Hochschule den Rechtsstatus einer Theologischen Fakultät mit allen akademischen Rechten zu, was die nordrhein-westfälische Landesregierung am 14. Oktober 1966 anerkannte.

 

Gemäß § 74 Abs. 1 des Hochschulgesetzes des Landes Nordrhein-Westfalen kam ihr damit der gleiche Rang wie der einer Fakultät oder eines Fachbereichs an den staatlichen Universitäten in der Bundesrepublik Deutschland zu und konnte wieder die akademischen Grade Diplom bzw. Magister Theologiae, Lizentiat, Doktorat und Habilitation verleihen. Als staatlich anerkannte Hochschule in Trägerschaft des Erzbischöflichen Stuhls von Paderborn verfügt die Theologische Fakultät Paderborn heute über 15 Professuren, weitere Lehrbeauftragte und wissenschaftliche Mitarbeiter, die sowohl in Philosophie als auch in den verschiedenen Disziplinen der Katholischen Theologie forschen und lehren. Sie verantwortet wissenschaftliche Zeitschriften und organisiert öffentliche Vortragsreihen zu aktuellen gesellschaftsrelevanten Themen. Orts- und Regionalgeschichte ist schon wegen ihres Standorts von Bedeutung, nicht zuletzt weil ihr die Erzbischöflich-Akademische Bibliothek mit ihren wertvollen historischen Buchbeständen angehört.

Wissenschaftliche Einrichtungen wie das international anerkannte Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik sind ihr angegliedert. Mit den Theologischen Fakultäten der benachbarten Universitäten arbeitet die Theologische Fakultät Paderborn eng zusammen, wobei sie auf ein weites Netzwerk zurückgreifen kann. Auch fächerübergreifend kooperiert sie als wissenschaftliche Institution mit Universitäten und akademischen Einrichtungen im In- und Ausland. Um sich in Zukunft als starke, attraktive Institution für das Studium der Theologie zu erhalten, professionalisiert die Theologische Fakultät Paderborn fortlaufend die innere Studienorganisation, intensiviert die Kooperation mit anderen Hochschulen und verstärkt die Forschungsaktivitäten. Nach wie vor studieren die künftigen Geistlichen des Erzbistums Paderborn an der Theologischen Fakultät Paderborn. Ein zunehmend größeres Gewicht erhalten die Perspektiven für andere kirchliche Berufe.