Am Montag, 2. Dezember, sprach der Theologe und Autor Dr. Eugen Drewermann im Rahmen der Montagsakademie von der „Macht der Ohnmacht Jesu“. Rund 400 Zuschauerinnen und Zuschauer folgten im Auditorium Maximum der Fakultät sowie in der Aula des Theodorianums und im Hörsaal 2 dem einstündigen freien Vortrag Drewermanns und dem nachfolgenden Gespräch mit dem Kölner Theologen, Journalisten und Autoren Joachim Frank. Die Veranstaltung wurde wie immer auf Youtube live gesendet und auf diesem Weg in die Zusatzveranstaltungsorte übertragen. Das Livestreaming der Montagsakademie nutzten diesmal über 320 Nutzerinnen und Nutzer.
In seiner Begrüßung sagte Prof. Dr. Stefan Kopp, Rektor der Fakultät und Leiter der Montagsakademie, dass die Veranstaltungsreihe unter dem Oberthema „Macht und Ohnmacht in der Kirche“ einer Fokussierung auf inhaltliche Fragestellungen diene und eine große Bandbreite unterschiedlicher Perspektiven auf das Thema bieten solle. In diesem Sinne sei der Vortrag von Dr. Eugen Drewermann zu sehen und damit keine „Sensation“. „Die Geschichte von Theologie und Kirche ist allerdings nicht nur eine Geschichte von glänzenden Momenten, sondern zum Teil auch eine Belastungsgeschichte, die bis in die Gegenwart hineinreicht“, konstatierte der junge Wissenschaftler und betonte die Notwendigkeit, daraus für die Gegenwart zu lernen.
Dr. Eugen Drewermann begann seinen Vortrag mit den Worten, dass die Botschaft Jesu jeden berühre, weil er ein Mensch ist. Er entwickelte vor dem Hintergrund des Lebens, Wirkens und Sterbens Jesu, belegt durch zahlreiche Zitate aus den Evangelien, der Schöpfungsgeschichte sowie literarischen und philosophischen Werken, das Bild eines geduldigen und gütigen Gottes, der den Menschen liebt und annimmt, wie er ist, und ihm Schutz gewährt. Als Gegensatz dazu beschrieb er das Gefühl des Nichtgewolltseins, des Nichtgenügens und das daraus resultierende ständige Streben nach Optimierung, also die Unfreiheit des Menschen, der nur gesetzten Normen in Familie, Gesellschaft und Arbeitswelt genügen solle und durch dieses Bemühen und Verbiegen krank an Leib und Seele werde, wie es in der heutigen Zeit vorherrscht und auch durch die Kirche in ihren Machtstrukturen und Machtmechanismen unterstützt wird. „Glaube ist nicht etwas, um in indoktrinärer Pose etwas Richtiges zu verkünden, sondern sie ist eine Existenzmitteilung von Person zu Person, und so hoffte Jesus, das es weitergeht bei denen, die es begriffen hatten“, schloss Eugen Drewermann seinen Vortrag: „Wenn wir doch nur leben könnten von einer Liebe, die wir nicht verdient haben, könnten wir glücklich sein, davon so viel zum Leuchten zu bringen bei den Menschen, die sie bisher nicht glauben konnten, aber immer danach gesucht haben.“