Dr. Martina Aras hat dieses Projekt im Rahmen ihres Mentoring Programms des Erzbistums Paderborn durchgeführt. Es wurde als Kooperationsprojekt der Theologischen Fakultät und des Johann-Adam-Möhler-Instituts inhaltlich und formell durchgeführt und in die ökumenischen Studientage des Möhler-Instituts integriert.
Theologische Fakultät öffnet Raum für ein kulturelles und religiöses Zeugnis
Rektor Aaron Langenfeld begrüßte die Gäste und führte aus, dass die Theologische Fakultät Paderborn sowohl inhaltlich als auch formal ein guter Ort für dieses kulturelle Ereignis sei. Inhaltlich, weil sich die Theologische Fakultät und das mit ihr verbundene Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik zunehmend mit der sich wandelnden konfessionellen Situation in Deutschland und Europa auseinandersetze und der Dialog der Konfessionen, insbesondere der Dialog mit den altorientalischen Kirchen eine zunehmend wichtige Rolle in der theologischen Arbeit, aber auch in der Frage nach der Zukunft theologischer Bildung insgesamt einnähme. Formal spiele die Kultur und insbesondere die Kunst in der Fakultät seit langer Zeit eine große Rolle in der Bearbeitung der Frage nach einem zeitgemäßen Umgang mit dem Glauben oder mit Themen, die den Glauben im weiteren Sinne berühren. Zahlreiche Ausstellungen, zuletzt auch musikalische Beiträge, Lesungen und Vorträge zeugten von dieser kulturellen Prägung der Fakultät in den vergangenen Jahren und auch davon, dass die Räume des Akademischen möglichst weit gehalten würden. „So freut es mich, dass die Fakultät einen Raum für ein kulturelles und religiöses Zeugnis von – aus ihrer Sicht anderen Konfessionen – öffnen kann“, sagte Professor Langenfeld.
Buchprojekt folgt der Ausstellung
Sandra Aras, Vorstandsmitglied des Vereins „B‘shayno Paderborn e.V.“ und Mitglied des assyrischen Jugendverbandes NRW gab einen kurzen inhaltlichen Überblick zur Ausstellung und zur Projektidee. Die Bilder wurden im Rahmen eines Kunstprojektes des Assyrischen Jugendverbandes NRW mit dem Titel „fliehen“ (klein geschrieben, als Verb) von jungen Asyrer*innen, Chaldäer*innen und Aramäer*innen aus NRW mit Acryl auf Leinwand gemalt.
„Das Thema der Flucht ist für die orientalische Christenheit leider kein neuzeitliches Phänomen“, führte Sandra Aras aus: „Unsere ganze Geschichte ist von Flucht und Vertreibung geprägt, ein einschneidendes Ereignis ist hierbei der Sayfo/Genozid von 1915, der in einigen Bildern explizit dargestellt wird“.
Ende des Jahres wird ein Buch erscheinen, in dem durch kreative Ausdrucksformen wie Malerei und Lyrik Raum für eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema „fliehen“ ermöglicht wird, wodurch ein tieferes Verständnis für die vielschichtigen Erfahrungen entsteht. Das Projekt fördere nicht nur den künstlerischen Ausdruck, sondern auch die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen, indem es den Teilnehmer:innen ermöglicht, ihre individuellen Erfahrungen und Assoziationen zu teilen und sich so in demokratischen Diskursen zu engagieren, schloss Sandra Aras.
Liebeserklärung und Erinnerungsgeschichte an Armenien mit seinen Kirchen
Ruth Ndouop-Kalajian, die Tochter des Fotografen und Mediziners Dr. Antranik Kalajian,führte in die Arbeiten ihres Vaters ein. Diese Ausstellung sei eine Liebeserklärung an Armenien mit seinen Kirchen und zugleich eine Erinnerungsgeschichte. Im Jahr 301 – noch vor den Römern – nahm Armenien das Christentum als Staatsreligion an. Seither bauen Armenier unermüdlich Kirchen, verteidigten sie, schützten sie, bauten sie wieder auf und neu. Erdbeben, Kriege, Verwüstungen – Perser, Araber, Mongolen, Türken, Seldschuken, Georgier, Russen, Sowjets– überrannten diesen steinigen Landstrich und hinterließen Narben. Doch wie die Gallier unter den Römern hielten die Armenier an ihrer Identität und ihrem Glauben fest. Und bauten unbeirrt weiter ihre Kirchen. Zur Not wurden sie auch als Getreidespeicher oder Ställe deklariert, um ihre Existenz zu sichern. So wurden sie zu einem Zeichen: „Wir sind immer noch hier.“ „In den Alben sehen Sie die Schönheit der Kirchen, die oft an spirituellen Orten erbaut wurden und teilweise heidnische Tempel ersetzten“, erklärte Ruth Ndouop-Kalajian: „Die Alben sind jedoch mehr als einfache Fotoalben, sie stehen in der Tradition der „Houshamadyans“, übersetzt so viel wie „Erinnerungsbücher“. Überlebende des Völkermords hielten darin ihre Erinnerungen an die Geschichte, das verlorene Zuhause, die Familie fest. Manchmal auch gerettete Gegenstände und Fotos – und ihre zutiefst persönliche Sehnsucht nach Heilung und Frieden. So seien auch diese Alben Erinnerungsbücher über das beharrliche Überleben und Bewahren in Armenien selbst und in der Diaspora. Die Ausstellung widme ihr Vater den 1,5 Millionen ermordeten Armeniern und den Geretteten, so Ruth Ndouop-Kalajian.