Die Gastvorlesung fand im Rahmen des Seminars „Einführung in die syrisch-orthodoxe Tradition: Geschichte, Theologie, Literatur und Spiritualität“ von Dr. Martina Aras, wissenschaftliche Assistentin am Johann-Adam-Möhler-Institut, und Dr. Charbel Rizk statt.
Prof. Dr. Christian Stoll, Lehrstuhlinhaber für Dogmatik und Dogmengeschichte und Leitender Direktor des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik Paderborn, begrüßte die Gäste. Er verwies darauf, dass sich die Ökumene durch die stetig anhaltende globale Migration verändere und sich auch die syrisch-orthodoxe Community in Paderborn stark vergrößert habe. „Mit dem Seminar `Einführung in die syrisch-orthodoxe Tradition: Geschichte, Theologie, Literatur und Spiritualität´ will die Theologische Fakultät Paderborn in Zusammenarbeit mit dem Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik vor dem Hintergrund dieser Entwicklung ein Bildungsangebot schaffen“, erläuterte Professor Stoll: „Ich freue mich, dass wir mit Dr. Charbel Rizk einen ausgewiesenen Experten und akademischen Lehrer gewinnen konnten“.
Dr. Charbel Rizk eröffnete seinen Vortrag mit der Prämisse, dass die jungen, in aller Welt lebenden syrisch-orthodoxen Christinnen und Christen eine holistische Unterweisung im Glauben benötigten. Die Theologie als Disziplin an den westlichen Universitäten sei in ihren Teildisziplinen sehr ausdifferenziert. Für die syrisch-orthodoxe Theologie verfolge er als Lehrender dagegen einen ganzheitlichen Ansatz, der Erfahrung, Engagement und Reflexion in der Kirche erfordere. „Die Kirche ist der Ort der Ausbildung, in der Liturgie lernt man die Theologie“, sagte Dr. Rizk. Klöster seien für ihn die Orte der Lehre.
In seiner Vorlesung entfaltete er die wechselvolle Geschichte der syrisch-orthodoxen Kirche von Antioch in vier zeitlichen Abschnitten von 300 n.Chr. bis zur Gegenwart. Anhand von Landkarten machte er die jeweiligen Machtverhältnisse, Kriege, Vertreibungen, aber auch die Blütezeiten deutlich und zeigte auf, wie sich die Religion auch durch Übersetzungstätigkeiten von Schriften z.B. aus dem Griechischen oder ins Persische veränderte und weiterentwickelte, aber auch andere beeinflusste. Über die Zeit, so Charbel Rizk, zeige sich auch, dass die syrisch-orthodoxe Kirche von Antioch nicht ethnisch gedacht wurde, sondern sich die Menschen über ihre gemeinsame Religion identifizierten. Im Anschluss an den Vortrag entspann sich eine lebhafte Diskussion zwischen den Studierenden und Dr. Charbel Rizk, moderiert von Prof. Christian Stoll. Im Rahmen des Seminars werden in weiteren Sitzungen die Themen Symbolik, liturgisches Leben, metrische Homilien, Christologie und Spiritualität behandelt.
Mönchspriester Dr. Charbel Rizk promovierte in Komparativer Theologie an der Universität in Paderborn. Sein Studium umfasste Theologie, Philosophie und Syrische Studien (Uppsala, Schweden). Zudem studierte er am Theologischen Seminar St. Aphrem in Saidnaya, Syrien. Seine Forschungsschwerpunkte sind Syrische Theologie, Patristik und Koranische Studien. Er ist Mönchspriester im Kloster Korsets in Schweden.