Interview mit Professor Koritensky zum zweiten Studientag für das pastorale Personal

„Charismatischer Katholizismus – das Zukunftsmodell der Kirche?“ ist das Thema der diesjährigen Veranstaltung, die gemeinsam mit der Abteilung Fortbildung für das pastorale Personal des Erzbischöflichen Generalvikariates Paderborn durchgeführt wird.

Am Donnerstag, 14. November 2024, findet von 9.30 bis 15 Uhr der zweite Studientag für das pastorale Personal des Erzbistums Paderborn zum Thema „Charismatischer Katholizismus – das Zukunftsmodell der Kirche?“ in der Theologischen Fakultät Paderborn statt. Die Fortbildungsveranstaltung ist eine Kooperation zwischen der Theologischen Fakultät Paderborn und der Abteilung Fortbildung für das pastorale Personal des Erzbischöflichen Generalvikariates Paderborn. Prof. Dr. Dr. Andreas Koritensky, Lehrstuhlinhaber für Systematische Philosophie und Sekretär der Fakultät, gestaltet den Studientag gemeinsam mit Prof. Dr. Christian Stoll, Lehrstuhlinhaber für Dogmatik und Dogmengeschichte und Leitender Direktor des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik Paderborn, und PD Dr. Burkhard Neumann, Direktor am Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik Paderborn und anderen. Im Interview mit dem Pressereferat der Fakultät erläutert Professor Koritensky Thema, Ziel und Aufbau des Studientag.

ThF: Am 14. November findet der zweite Studientag für das pastorale Personal in Zusammenarbeit mit der Abteilung Fortbildung für das Pastorale Personal in unserem Haus statt. Was wird das Thema sein?

Prof. DDr. Andreas Koritensky: Im vergangenen Jahr haben wir uns über die große Resonanz zu unserem ersten Studientag für das pastorale Personal zum Thema Synodaler Weg gefreut und festgestellt, dass es hier offenbar einen großen Bedarf an Fortbildungsangeboten auch vonseiten der Theologischen Fakultät Paderborn im Bistum gibt.

Für dieses Jahr haben wir uns mit dem charismatischen Katholizismus ein sehr aktuelles Thema vorgenommen. Die Phänomene dieser Bewegung scheinen in der katholischen Kirche immer mehr ihre Heimat zu finden und für viele Gläubige ein Stück weit ihr Glaubensleben zu bestimmen, während sie für andere eher als fremdartig bis bedrohlich erscheinen. Wir sind uns alle bewusst, dass Kirche sich verändert und verändern muss, aber wir sind häufig über die Art und Weise überrascht, wie es konkret geschieht. Den charismatischen Katholizismus gibt es seit den 70er Jahren, aber sein plötzliches Erstarken verwundert schon. Die katholische Tradition hat im Laufe ihrer Geschichte eine starke Integrationsleistung vollbracht, in dem sie viele Traditionen eingebunden hat. Hier stellt sich nun die Frage, wie uns das mit diesem Phänomen gelingen kann. Sollte es das? Wo lernen wir? Wo grenzen wir uns ab? Im Rahmen unseres Studientages soll der charismatische Katholizismus aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und diskutiert werden.

ThF: Welche Perspektiven sind das?

Zum einen wird es um die konfessionsgeschichtliche und historische Einordnung dieser Phänomene gehen: Woher kommt diese Bewegung? Was waren die Gründe für die Entstehung dieser religiösen christlichen Gemeinschaften, die den Aspekt des Charismatischen so stark in den Mittelpunkt stellen? Die zweite Perspektive wird sich auf die Ebene der Deutung der Erfahrungen, die man in diesen Gottesdiensten und in dieser Art von Spiritualität machen kann, richten und sie einer kritischen Reflexion unterziehen: Inwiefern sind die Akteure und Führungspersönlichkeiten dieser Bewegungen überhaupt legitimiert und fähig, charismatische Erfahrungen der Menschen zu deuten, die für diese dann auch in hohem Maße lebensbestimmend werden kann?

Die dritte Perspektive wird erhellen, was die Attraktivität des charismatischen Katholizismus ausmacht. Das ist ein Aspekt, den wir auch innerkirchlich in den Blick nehmen müssen, weil wir hier vielleicht ein über eine lange Zeit aufgebautes Defizit berühren mit der Frage nach der Emotionalität im Rahmen der Spiritualität: Wie geht man mit spirituellen Emotionen um? Wie kultiviert und integriert man sie in ein religiöses Leben, sodass sie förderlich und nicht problematisch werden?

ThF: Wie sieht der Ablauf des Studientages aus?

Prof. DDr. Andreas Koritensky: Die drei genannten Perspektiven werden von Prof. Dr. Christian Stoll, Lehrstuhlinhaber für Dogmatik und Dogmengeschichte und Leitender Direktor des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik Paderborn, PD Dr. Burkhard Neumann, Direktor des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik Paderborn, und mir in Impulsvorträgen entfaltet. In der Gruppenarbeit am Nachmittag sollen diese Perspektiven dann auf konkrete Situationen in der Gemeinde und im kirchlichen Leben sowie der Entwicklung von Kirche übersetzt, diskutiert und konkretisiert werden. Die Ergebnisse dieser Gesprächsgruppen werden dann anschließend in einer Panel-Diskussion zusammengetragen. In den Pausen und dem gemeinsamen Mittagessen besteht zudem viel Zeit zum Austausch untereinander.

ThF: Welches Ziel verfolgt der Studientag und wer ist das Publikum?

Prof. DDr. Andreas Koritensky: Als Zielgruppe intendieren wir in Kooperation mit der Abteilung Fortbildung für das pastorale Personal all jene, die mit Phänomenen wie Alpha-Kursen, charismatischen Gottesdiensten und der Bildung von charismatischen Gruppen in katholischen Gemeinden vor Ort umgehen, sie entweder mit Freude begleiten oder eher mit Furcht und Bedenken sehen. Der Studientag soll ihnen Entscheidungshilfen und Wissen mitgeben, um vor Ort fundiert in die Diskussion solcher Phänomene gehen zu können. Wir freuen uns natürlich auch über Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Generalvikariat und entsprechende Multiplikatoren und Verantwortungsträger aus dem Bistum. Und wir freuen uns auf eine lebhafte Diskussion und auf Rückmeldungen und Fragen, die wir so bisher nicht im Blick hatten zu diesem sehr bewegenden Thema.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

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