„Gott sei Dank“, werden sich wenigstens zwei junge Männer denken, wenn sie am Samstagvormittag, 11. Mai, voll Freude und vielleicht auch etwas stolz in die Paderborner Universitäts- und Marktkirche einziehen. Denn auf dem langen Weg, katholischer Priester zu werden, steht für Thorsten Hasse und Michael Stiehler nach ihrem erfolgreichen Studienabschluss und dem ersten großen Ausbildungsabschnitt ein besonderer Höhepunkt an: ihre Diakonenweihe.
Thorsten Hasse stammt aus Geseke und ist 27 Jahre alt. Sein Kurskollege Michael Stiehler kommt aus Hilchenbach und ist 26 Jahre alt. Die beiden sind Priesteramtskandidaten für das Erzbistum Paderborn und entschlossen, zukünftig als Seelsorger für die Menschen da zu sein und in der Nachfolge Jesu ein Leben in Keuschheit, Armut und Gehorsam zu führen. Zur Diakonenweihe schauen sie nicht nur dankbar auf die Zeit im Erzbischöflichen Priesterseminar zurück, sondern auch auf die Zeit als Theologiestudenten am Studienstandort Paderborn.
Auch wenn die beiden jungen Theologen den Großteil ihres Studiums „in einer vergleichsweise überschaubaren Studentenstadt“ absolviert haben, halten sie Paderborn bis heute „keinesfalls für ein langweiliges Provinzstädtchen“. Das Ansprechende seien vor allem die vielen Studenten aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen, die der Stadt ein junges Gesicht verleihen würden. Auch im Kultur- und Freizeitbereich fehle es nicht an Angeboten. „Wenn man sich etwas umschaut, ist für jeden Geschmack etwas dabei“, betont Michael Stiehler.
Was den Bereich der Theologie angeht, biete der Studienstadtort Paderborn mit der Theologischen Fakultät Paderborn, den Instituten für evangelische und katholische Theologie der Universität Paderborn sowie die Katholische Hochschule NRW in Paderborn eine ganz besondere Auswahl an möglichen Ausbildungsstätten, findet Thorsten Hasse. „Dadurch kommt es auch immer wieder zum Austausch mit anderen Studenten. Das macht es vielseitig.“
Der 27-Jährige aus Geseke, der während des sogenannten „Außenjahres“ zwei Semester in Würzburg verbrachte, begann das Studium an der Theologischen Fakultät Paderborn, weil es für ihn ganz einfach „die nächste Möglichkeit war“. Bald schon lernte er die persönliche Atmosphäre und das gute Betreuungsverhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden schätzen. „Die kannten einen sehr schnell. Das fand ich gleich sympathisch“, sagt Thorsten Hasse. Sein 26-jähriger Kommilitone sieht das ganz ähnlich: „Von Beginn an gab es ein Interesse an der Person, weil man hier nicht nur eine Nummer im System ist.“ Das sei über den Studienabschluss hinaus spürbar.
Ebenfalls einig sind sich die beiden jungen Männer darin, dass sich „die Qualität des Studiums in Paderborn auf einem hohen Level“ befindet. Das sei besonders im Außenjahr aufgefallen, sagt Michael Stiehler, der außer in Paderborn für zwei Semester in München studierte. „Mit dem guten Fundament konnte ich in München gut weiterstudieren. Da braucht keiner nervös werden, von Paderborn aus irgendwohin zu wechseln.“
Unterschiedlich allerdings waren die Zugänge der beiden baldigen Diakone zum Magisterstudium der Theologie. Während für Michael Stiehler die Studienwahl zunächst eng mit dem Berufswunsch, Priester zu werden, einherging, hätte Thorsten Hasse vermutlich auch Theologie studiert, wenn er nicht das Ziel gehabt hätte, Priester zu werden: „Schon recht früh habe ich zu größeren Fragen des Lebens religiöse Antworten gesucht und gefunden. Das hat mir immer Spaß und Freude gemacht, weiter zu suchen. Anfangs wusste ich nicht, was das Studium genau beinhaltet, aber ich fand das spannend. Das Suchen und Fragen geht immer weiter.“
Auch Michael Stiehler reizte es dann mit Beginn des Studiums, tiefer in die Materie einzusteigen und weiterzudenken: „Ich muss ganz ehrlich sagen, das hatte ich unterschätzt, wie vielseitig das Theologiestudium ist. Irgendwie ist alles vertreten, von der Psychologie über die Geschichte, bis hin zum Kirchenrecht. Die biblische Theologie, das Durchdringen der Heiligen Schrift des Alten und Neuen Testaments, ist mir persönlich dann besonders ans Herzen gewachsen. Insgesamt hat mich die große Vielseitigkeit sehr bereichert.“
Für ihre praktische Arbeit gehen die beiden jungen Theologen davon aus, dass ihnen die gewonnen Kenntnisse aus dem Studium zukünftig weiterhelfen werden. Entscheidend sei, „sprachfähig zu bleiben, sich verständlich auszudrücken, nicht in einen Theologenjargon zu verfallen“, denkt Michael Stiehler, der grundsätzlich davon überzeugt ist, dass die Menschen auch heute ihre Fragen hätten. „Das Wichtige ist, dass wir wahrnehmen, was bei den Leuten dran ist. Als Kirche sollten wir versuchen, nicht in irgendwelche Lehrsysteme abzudriften, die für unser Gegenüber keine Relevanz haben.“
Trotz ihrer positiven Einstellung wissen die beiden Priesteramtskandidaten aber auch, dass es nicht immer leicht ist, als Theologe auf andere zuzugehen und im Gespräch zu bleiben. „Als Theologe ist man ein Exot. Da gucken viele erstmal schief. Das hängt natürlich von den Leuten ab. Da sagen manche, oh, wie furchtbar, und das Gespräch ist sofort beendet“, schildert Thorsten Hasse seine Erfahrungen. „Dann gibt es aber auch viele andere, die sagen, interessant, das musst du mir mal genauer erklären. Das sind Leute, die haben zum Teil auch hohe Ansprüche an die Theologie und eben auch an die Theologen.“
Auch wenn sie verstehen können, dass heutzutage nicht wenige die Botschaft, für die die zwei zukünftigen Kirchenmänner stehen wollen, nicht immer ohne Weiteres annehmen können oder wollen, haben sie einen gemeinsamen Wunsch: Die Menschen, für die sie da sein wollen, sollten etwas davon erfahren können, dass sie „von Gott gewollt und geliebt sind“. Eines der schönsten Bild dafür sei das Gleichnisse vom Schatz im Acker: „Wenn Gott alles gibt, einer den ganzen Acker kauft, nur um an eine Person, an den Schatz heranzukommen, dann ist das eine Botschaft, die für jede und jeden Einzelnen von Bedeutung sein kann.“