Eröffnung der Ausstellung „Invisible Things“ von Wilhelm Mundt in der Marktkirche und der Theologischen Fakultät Paderborn

Trash-Stones werden im Raum als Skulptur zu etwas Lebendigem

Unter dem Titel „Invisible Things“ zeigt die Theologische Fakultät Paderborn in ihrem Foyer und in der Universitäts- und Marktkirche Arbeiten des Bildhauers Wilhelm Mundt. Die Ausstellung wurde am 13. Oktober eröffnet. Die Trash-Stones von Wilhelm Mundt, amorphe Gebilde, für die er Arbeitsrückstände und Abfälle bündelt, verklebt, mit Kunstharzschichten überzieht und dann glättet und poliert, verraten über ihre äußere Gestalt nichts davon, was in ihrem Inneren enthalten ist. „Sie regen die Betrachterinnen und Betrachter dazu an, sich gedanklich auf das Wechselspiel von sichtbarer Gestalt und unsichtbarem Innern einzulassen“, beschreibt Prof. i. R. Dr. Josef Meyer zu Schlochtern, bis zu seinem Ruhestand Professor für Fundamentaltheologie an der Fakultät, in seiner Einführung.

Prof. Dr. Rita Burrichter, Lehrstuhl für Praktische Theologie an der Universität Paderborn, die die Trash-Stones in ihre Lehrveranstaltung im Wintersemester einbindet, sieht in ihnen eine Anregung, ins Gespräch zu kommen. „Kunstwerke geben keine Antworten, aber sie regen zu Gesprächen an“, sagte sie, „Mit ihnen können wir mit den Lehramtsstudierenden in der Lehrveranstaltung über Kunst, Religion, Theologie und Kirche als Sinnsysteme ins Gespräch kommen.“ Dies sei eine wichtige Kompetenz für angehende Lehrerinnen und Lehrer, da sie in ihrem zukünftigen Arbeitsalltag mit Kindern und Eltern Gespräche über existenzielle Fragen führen werden. Diesen Faden griff Rektor Aaron Langenfeld in seiner Begrüßung auf: „Seit der Trash-Stone in unserem Foyer zu sehen ist, hat er für viele Gespräche zwischen Studierenden, Mitarbeitenden und Lehrenden gesorgt.“ Dafür dankte er dem Künstler und Josef Meyer zu Schlochtern als Organisator. Luisa Schlotterbeck, Leiterin der Neuen Galerie Gladbeck, rückte in ihrer Einführung in das Werk von Wilhelm Mundt die konsequente Konzeption der Trash-Stones in den Focus. Der Bildhauer beschäftige sich über die Konzeption und Produktion der kompakt-monolithischen Körper intensiv mit der Frage, was eine Skulptur sei. Entstanden seien seit 1989 nicht nur rund 800 Trash-Stones, sondern Zeichnungen, Videos, Rauminstallationen und Performances.

Im Gespräch mit Josef Meyer zu Schlochtern und dem Publikum erklärte Wilhelm Mundt, dass er mit den Trash-Stones weder die Idee eines Behältnisses noch eine Form des Recyclings betreibe, sondern das Material aus seiner Werkstatt als Medium zum Denken nutze und er mit der Komposition der Inhalte die Formen und Oberflächen forme. Das Schleifen der Oberflächen mit Wasser nehme im Zeitraffer das vor, was Wasser im Fluss über Jahrhunderte mit den Steinen tue. „Die Trash-Stones könnten auch `von oben´ herabgefallen sein“, so der Künstler: „Sie sollen nicht menschengemacht aussehen.“ Die glatte Oberfläche wecke beim Betrachtenden den Wunsch, sie zu berühren. Wilhelm Mundt konzipiert seine Steine für den Raum, in dem sie ausgestellt werden. „Der Stein verhält sich im Raum und der Raum verändert sich durch den Stein; im Foyer der Theologischen Fakultät Paderborn wird der Trash-Stone zu etwas Lebendigem“, freut sich der Künstler.

Die Ausstellung ist bis zum 11. November 2023 zu sehen; in der Universitäts- und Marktkirche täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr außerhalb der Gottesdienstzeiten und im Foyer der Theologischen Fakultät Paderborn Montag bis Freitag von 10:00 bis 15:00 Uhr. Die Ausstellung wurde von der Bank für Kirche und Caritas, dem Verein der Freunde und Förderer der Theologischen Fakultät Paderborn und dem Verein Ausstellungshaus für christliche Kunst gefördert.

Wilhelm Mundt, seit 2009 Professor an der Hochschule für bildende Künste Dresden, beschäftigt sich seit 1989 intensiv mit seiner Werkreihe „Trash-Stones“, (Müll-Steine). Mundt stellt seine Trash-Stones her, in dem er festgelegte Produktionsanordnungen und industrielle Herstellungsprozesse reflektiert und mit den eingearbeiteten Alltagsgegenständen Erinnerungen und Autobiographischem dem Auge des Betrachters entzieht, es aber als neu geschaffenes Kunstwerk dem kollektiven Gedächtnis übergibt. Sein plastisches Schaffen wird in diesem Prozess durch Vorstufen wie Zeichnungen, Fotos und Filme ergänzt. Seine Trash-Stones, mittlerweile rund 800 Stück, erscheinen als amorphe Gebilde, in denen er Arbeitsrückstände und Abfälle aus seinem Atelier sowie Alltagsgegenstände wie Fernseher oder Kleidungsstücke bündelt, verklebt, mit vielen z.T. unterschiedlich gefärbten dünnen Schichten aus Kunstharz überzieht und diese dann glättet bzw. poliert. So entsteht mit jedem Stein ein einzigartiges Unikat; nur der Künstler weiß, was sich im Inneren verbirgt. Wilhelm Mundt bewegt sich mit diesen Arbeiten zwischen zeitgenössischer Skulptur und über die Gestaltung der Oberflächen und Formen der abstrakten Malerei.

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