Im Rahmen der Jahrestagung für katholische Religionslehrer:innen an Gymnasien und Gesamtschulen im Bistum Münster referierte Prof. Aaron Langenfeld zum Thema „Konfessionelle Identität und religiöse Diversität“. In seinem wissenschaftsbiografisch eingebetteten Beitrag stellte er heraus, dass vor etwa 20 Jahren das theologische und öffentliche Interesse am Islam und das Bewusstsein für die Frage nach dem Umgang mit anderen Religionen deutlich zunahmen. Die aus den Debatten hervorgegangene pluralistische Religionstheologie, die davon ausgeht, dass alle Religionen in quantitativ gleicher Weise Heil vermitteln, sehe sich allerdings bis heute massiven kritischen Anfragen ausgesetzt, sodass sie keine zufriedenstellende Lösung für die Verhältnisbestimmung des Christentums zu den anderen Religionen biete.
In hermeneutischer Fortbestimmung der inklusivistischen Position von Nostrae aetate stellte Langenfeld die komparative Theologie vor, die sich das Ziel setzt, das Apriori der klassischen Religionstheologie zu überwinden und eine Theologie aus dem Dialog heraus zu entwickeln, die u.a. interreligiöse Freundschaft statt lediglich bloßer Toleranz in den Fokus rückt. Ziel sind damit interreligiöse Begegnungen und Diskurse, in denen aus einer Haltung der Würdigung heraus wahrgenommene Differenzen offen benannt und theologisch reflektiert werden können. Langenfeld hielt fest, dass die mikrologische Methode der komparativen Theologie, die gezielte Suche nach Begegnung mit konkreten Personen sowie die aktive Wahrnehmung fremder religiöser Praxis zu einem tieferen Verständnis der eigenen religiösen Identität beitragen kann. Ein interreligiöser Dialog, der im Sinne von Papst Franziskus auf Verständigung und ein Lernen im Glauben ziele, dürfe daher nicht als bloß verbales Geschehen vorgestellt werden, sondern müsse – gerade im Angesicht rapider politischer und gesellschaftlicher Zersetzungen – ein wirkliches Mit-Leben mit dem Anderen bedeuten.
Die Jahrestagung für katholische Religionslehrer:innen an Gymnasien und Gesamtschulen im Bistum Münster fand in diesem Jahr unter dem Titel „Talking About Religion. Gemeinsam – multiperspektivisch – interreligiös“ statt. Die Erfahrung zeige: Interreligiöses Wissen ist die Voraussetzung für eine gelingende interreligiöse Begegnung, so die Veranstalter. Aber zum Wissenserwerb gehöre auch eine Haltung, die ehrliches Interesse am Anderen zeigt; die um die Begrenztheit eigener (Wahrheits-)Ansprüche weiß und Andersheit bejahend zulässt. Und die bereit sei zu lernen – über und mit Anderen – und dabei auch etwas über sich und den eigenen Glauben lerne. Die Tagung bot auf vielfältige Weise unterrichtliche Wege an, eine so verstandene interreligiöse Kompetenz mit Schülerinnen und Schülern zu entwickeln. Veranstalter waren das Generalvikariat Münster Abteilung Religionspädagogik, das Institut für Lehrerfortbildung, Essen und der Verband katholischer Religionslehrer*innen an Gymnasien und Gesamtschulen im Bistum Münster e.V.