75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird noch immer kontrovers über die Einstellung der katholischen Kirche zum Nationalsozialismus diskutiert. Dem Erzbischof von Paderborn und späteren Kardinal Lorenz Jaeger (1892-1975) wird dabei vorgeworfen, er habe die Kriegspolitik der Nationalsozialisten aktiv unterstützt. In Paderborn wurde gefordert, seinen Namen aus der Liste der Ehrenbürger der Stadt zu streichen.
Im vorliegenden Buch suchen Historiker und Theologen auf der Basis neu zugänglicher Quellen zu klären, welche Haltung Erzbischof Jaeger gegenüber dem Nationalsozialismus eingenommen hat. Besonderes Augenmerk richten die Autoren auf Jaegers Aktennachlass und seine Biografie, sie beleuchten seine Laufbahn als Offizier und Militärgeistlicher im Ersten und Zweiten Weltkrieg und die (kirchen-)politischen Umstände seiner Wahl zum Erzbischof. Weitere Beiträge beschreiben seine ökumenischen Motivationen, diskutieren die konkreten Vorwürfe wegen seines Verhaltens in der NS-Zeit und analysieren die Debatten um seine Person in der medialen Öffentlichkeit.
Mit Beiträgen von R. Pöppinghege, B. Heim, D. Klenke, A. Otto, H.-W. Stork, D. Grothmann und D. van Faassen, J. Kuropka und B. Neumann.
Josef Meyer zu Schlochtern; Johannes W. Vutz (Hrsg.): Lorenz Jaeger. Ein Erzbischof in der Zeit des Nationalsozialismus. Münster (2020): Aschendorff Verlag, ISBN: 978-3-402-24674-0, 29,80 €.