Theologie und Glaube
Jahrgang 113
Ausgabe 4/2023
Mit Beiträgen von Thomas Ruster, Bernhard Nitsche, Anne Weber, Günter Wilhelms, Herbert Haslinger, Rüdiger Althaus, Peter Schallenberg und Reinhard Richter
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser!
Die Beiträge in dieser Ausgabe von „Theologie und Glaube“ sind geprägt von Verknüpfungen und wechselseitigen Bezügen. Sei es der Verweis auf das Themenheft 3/2022, auf das der Beitrag von Thomas Ruster reagiert oder das gemeinsame Thema der Resonanztheorie Hartmut Rosas in den Beiträgen von Günter Wilhelms und Anne Weber sowie Bernhard Nitsche. Trotz der unterschiedlichen Disziplinen zeigen die Texte daher teilweise überraschende Gemeinsamkeiten und Bezüge zueinander auf.
In seinem antwortenden Beitrag „Wozu noch Theologie?“ nimmt Thomas Ruster Bezug auf die Repliken zu seiner gleichnamigen Abschiedsvorlesung, die in Heft 3/2022 von „Theologie und Glaube“ veröffentlicht worden sind. Die Kritikpunkte der Autorinnen und Autoren aufnehmend, führt er seine Argumentation fort und stellt zwei Arten von Theologie heraus, die er heute noch als zukunftsfähig bewertet. Im zweiten Teil seines Beitrags zu Hartmut Rosas Resonanztheorie stellt Bernhard Nitsche einen Zusammenhang zwischen der diagonalen Resonanzachse bei Rosa und den christlichen Sakramenten her und geht dabei vor allem auf die Feier der Eucharistie ein. Ebenfalls mit Rosas Resonanztheorie beschäftigen sich Anne Weber und Günter Wilhelms: Sie besprechen dessen aktuelles Werk „Demokratie braucht Religion“ und erschließen seine soziologischen Konzepte zur Bedeutung von Religion in der heutigen Gesellschaft für theologische Diskurse. Im Sinne eines Gesprächsangebots diskutieren Weber und Wilhelms Rosas Bewertung der entscheidenden Rolle der christlichen Kirchen für die Qualität politischer Prozesse im postsäkularen Zeitalter. Von demokratischer Mitwirkung geht es im nächsten Beitrag zur Partizipation als Mittel zur Machtsicherung: Herbert Haslinger diskutiert verschiedene Arten von Machtausübung in der Kirche und zeigt deren kritische Auswirkungen auf. Nach grundsätzlichen Definitionen von Macht widmet sich Haslinger vor allem der sogenannten kirchlichen Grundvollzüge und zeigt auf, warum auch in diesen Bereichen problematische Machttechniken zum Einsatz kommen. Eine andere Facette der kirchlichen Macht beleuchtet Rüdiger Althaus in seinem Text zur Taufe gegen den Elternwillen, indem er ausgehend von einem historischen Fall die rechtliche Grundlagen dieser Ausnahmeregelung aufzeigt. Abschließend erinnern Peter Schallenberg und Reinhard Richter in einem Kurzbeitrag an den Paderborner Priester Wilhelm Hohoff, der neben Franz Hitze als einer der Begründer der katholischen Sozialethik gilt und vor 100 Jahren verstarb.
Wir hoffen, dass Ihnen die Themen und ihre wechselseitigen Bezüge neue theologische Einblicke eröffnen
Svenja Schumacher
Redaktion