1. Leicht verständliche Jesus-Bücher
- Roloff, Jürgen: Jesus, München (Beck) 2000. Dieses kleine Büchlein (128 S.) aus der angesehenen Reihe „C.H. Beck Wissen“, die zum jeweiligen Thema kompakte Darstellungen bietet, eignet sich besonders gut zum Einstieg. Geschrieben wurde es von einem Professor für Neues Testament, Jürgen Roloff, dessen fachliche Zuverlässigkeit außer Zweifel steht. Zugleich präsentiert es sich in einer leicht verständlichen Sprache.
Interessantes Zitat: „Es gibt wohl keinen Menschen aus der uns Heutigen fern gerückten Welt des Altertums, von dem so viele so viel wissen wie von Jesus von Nazaret … Jesus ist nicht nur eine für die Ursprünge des christlichen Glaubens maßgebliche Gestalt, sondern dessen zentraler Gegenstand und Inhalt“.
- Flusser, David: Jesus, Reinbek bei Hamburg (Rowohlt) 2017. Das Buch gehört zu der renommierten Reihe „rororo-Monographien“. Es bietet grundlegende Informationen zum irdischen Jesus – nennt diesen aber nicht „Christus“. Letzteres erklärt sich einfach daraus, dass sein Verfasser Jude war. Gerade das macht aber den spezifischen Reiz dieser Jesus-Darstellung aus. Zudem wirkt das Buch aufgrund der illustrierenden Bilder recht ansprechend.
Interessantes Zitat: „Für das Judenchristentum war, auch in den späteren Jahrhunderten, als es von der Großkirche als häretisch angesehen wurde, der Wundertäter, Lehrer und Prophet und der Messias Jesus wichtiger als die Predigt vom Auferstandenen. Anders war es schon sehr früh in den christlichen hellenistischen Gemeinden, die … überwiegend aus Nichtjuden bestanden: dort wurde vor allem die Erlösung durch den gekreuzigten und auferstandenen Christus gepredigt“.
- Maiwald, Armin / Saldecki, Dieter / Brandt, Peter: Jesus, Jeschua, Iesous. Illustrationen von Hauke Kock, Würzburg (Arena) 2007. Richtig: der Hauptautor des Buches ist jener Armin Maiwald, der „die Sendung mit der Maus“ erfunden und viele Jahre lang in der ARD präsentiert hat. So verwundert es nicht, dass dieses Buch von den hier vorgestellten das am leichtesten verständliche ist. Es hat ja auch Kinder als Zielgruppe. Das bedeutet aber nicht, dass das Buch inhaltlich nicht solide wäre – im Gegenteil. Es bietet sogar eine Synopse der Passionsgeschichte aus den vier Evangelien, um deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu veranschaulichen.
Interessantes Zitat: „Als der Dieter Saldecki … vorschlug, … Jesus sozusagen ‚à la Maus‘ vorzustellen, fand ich das eine tolle Idee.“
- Dorn, Klaus: Jesus Christus. Geschichte – Überlieferung – Glaube, Paderborn (Schöningh) 2018. Das Lehrbuch ist aus neutestamentlichen Lehrveranstaltungen hervorgegangen und gehört insofern dem exegetisch-wissenschaftlichen Segment an. Von den beiden vorangegangenen Titeln hebt es sich aber nicht nur durch den deutlich geringeren Umfang, sondern auch durch den betont auf Verständlichkeit abzielenden Stil ab.
Interessantes Zitat: „Es ist ein Irrglaube zu meinen, irgendjemand würde irgendetwas rein ‚objektiv‘ darstellen können.“
2. Bild-/Textbände über Jesus
- Porter J. R.: Jesus und seine Zeit. Leben, Lehre und Deutung des Mannes, den man den Christus nennt, München (Orbis) 2002. Der Band bietet keine wissenschaftlich-theologische, eher eine populäre Darstellung der Gestalt Jesus Christus. Gefällig und zugleich informativ wirkt er durch die Illustration mit vielen Bildern, die jeweils in einem zusätzlichen Absatz erläutert werden.
Interessantes Zitat: „Es ist wichtig zu verstehen, dass die Evangelien vier getrennte und unterschiedliche Erzählungen vom Leben und der Lehre Jesu darstellen. Jedes Evangelium wurde für eine bestimmte frühe christliche Gemeinschaft in Hinblick auf deren Bedürfnisse und Belange geschrieben, um jenen Inhalten Ausdruck zu verleihen, die man für die wesentliche Wahrheit des christlichen Glaubens hielt.“
- Jaroš, Karl: Jesus von Nazareth. Geschichte und Deutung, Mainz (Philipp von Zabern) 2000. Im Unterschied zum vorhergehenden folgt dieses Buch einem dezidiert wissenschaftlichen Anspruch, ist aber durchaus verständlich geschrieben. Der Verfasser macht seine Darlegungen zusätzlich durch viele Abbildungen verständlich. Das Buch zeichnet sich spezifisch dadurch aus, dass es religionsgeschichtlich vorgeht. Das heißt: Es beschreibt die Gestalt Jesu nicht aus einer bestimmten konfessionell-theologischen Position, sondern anhand des Vergleichs von Religionen.
Interessantes Zitat: „Ende der sechziger Jahre habe ich erstmals das Jesusbuch von Joseph Klausner gelesen. Ich war damals erstaunt, wie dieser große jüdische Gelehrte die neutestamentlichen Quellen verwendete und mit welcher Prägnanz er mit Hilfe des religionsgeschichtlichen Vergleiches zu weitaus gewichtigeren Aussagen über den historischen Jesus kam als christliche Gelehrte.“
- Sölle, Dorothee /Schottroff, Luise: Jesus von Nazaret, München (dtv) 2000. Ein Bild-/Textband im Taschenbuchformat. Die Autorinnen stellen durch Bilder und eingestreute Texte aus jüngerer Zeit bewusst Bezüge zwischen der Gestalt Jesus von Nazaret und aktuellen Problemstellungen her.
Interessantes Zitat: „Was neu ist in diesem von zwei Theologinnen geschriebenen Buch über Jesus, sind methodisch gesprochen drei Elemente: 1. der feministische Ansatz … 2. der befreiungstheologische Ansatz … 3. die Auseinandersetzung mit dem jahrhundertealten christlichen Antijudaismus.“
3. Anspruchsvollere exegetische Lehr- und Handbücher
- Theißen, Gerd / Merz, Annette: Wer war Jesus? Der erinnerte Jesus aus historischer Sicht. Ein Lehrbuch, Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 2023. Es handelt sich um ein umfangreiches (592 S.), in neuer Bearbeitung erschienenes Lehrbuch, Der Autor und die Autorin bearbeiten darin wissenschaftlich, detailliert und umfassend den exegetischen Kenntnisstand zur Gestalt Jesus Christus. Die Sprache ist zwar wissenschaftlich, aber so verständlich gehalten, dass auch „interessierte Laien“ das Buch – Ausdauer vorausgesetzt – mit Gewinn lesen können (z.B. sind alle griechischen Begriffe übersetzt).
Interessantes Zitat: „Die Erinnerung an Jesus scheint in einer säkularisierten Gesellschaft immer mehr zu verblassen, aber gerade das weckt ein neues Interesse bei vielen an historischen, kulturellen und religiösen Fragen Interessierten. … Wir haben gegenüber Menschen der Vergangenheit eine moralische Pflicht, sie um ihrer selbst willen zu erforschen – besonders dort, wo … ihr Erbe illusorisch verklärt oder zu inhumanen Zwecken missbraucht wird.“
- Schröter, Jens / Jacobi, Christine / Nogossek, Lena (Hg.): Jesus Handbuch, Tübingen (Mohr Siebeck) 2017. Wie das vorhergehende ebenfalls ein umfangreiches (685 S.) Handbuch, dass auf wissenschaftlichem Niveau die Fragen zu Leben, Lehre, Wirken und christlicher Bedeutung Jesu Christi umfassend behandelt. Anders als im vorhergehenden Lehrbuch werden die einzelnen Themen von unterschiedlichen Autorinnen und Autoren behandelt.
Interessantes Zitat: „Den Ursprung des christlichen Glaubens bildet … das Bekenntnis, dass Jesus der Christus ist, der Herr und der Sohn Gottes. Dieses Bekenntnis, das auf der Überzeugung beruht, dass Jesus von den Toten auferweckt und zu Gott erhöht wurde, bildet zugleich die Grundlage für die Deutungen seines irdischen Wirkens und Geschicks.“
4. Biblisch-theologische Darlegungen der Botschaft Jesu (Gottesherrschaft)
- Merklein, Helmut: Jesu Botschaft von der Gottesherrschaft. Eine Skizze, Stuttgart (Katholisches Bibelwerk) 1989.
- Gnilka, Joachim: Jesus von Nazaret. Botschaft und Geschichte, Freiburg i. Br. (Herder) 1993.
- Söding, Thomas: Die Verkündigung Jesu – Ereignis und Erinnerung, Freiburg i. Br. 2011.
Die drei hier angeführten Bücher haben einen Aspekt der Lehre und des Handelns Jesu zum Inhalt, der für sein Wirken von zentraler Bedeutung ist: seine Botschaft von der Gottesherrschaft.
Interessante Zitate:
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- „Die Verkündigung Jesu ist von ihrer zentralen Mitte her Verkündigung der ‚Gottesherrschaft‘. [Sie] stellt die entscheidende, zentrale Aussage der Botschaft Jesu insgesamt dar.“
- „Es ist unbestritten, dass im Zentrum der Verkündigung Jesu die Herrschaft Gottes … stand.“
- „Für Jesus gab es nichts Wichtigeres als die Herrschaft, die Basileia Gottes.“
5. Christologische Werke aus der Dogmatik
- Kasper, Walter: Jesus der Christus, Mainz (Matthias Grünewald) 1974. Das Buch von Walter Kasper ist der Klassiker der Christuslehre in der Dogmatik. Der Titel enthält schon die entscheidende Aussage: „Jesus“ und „Christus“ sind nicht Namen für zwei unterschiedliche Personen oder für die besagte Person zu unterschiedlichen Zeiten – vor und nach ihrem Tod, sondern die Benennung der einen Identität ein und derselben Person.
Interessantes Zitat: „Jesus Christus ist kein Doppelname wie etwa Hans Müller, sondern ein Bekenntnis, das besagt: Jesus ist der Christus. Das Bekenntnis ‚Jesus ist der Christus‘ ist die Kurzformel des christlichen Glaubens“ In der historischen Person Jesus von Nazaret hat „auf eine geradezu ärgerliche Weise konkret“ jenes Heil reale Gestalt angenommen, das Gott mit der Auferweckung Christi „auf eine unüberbietbare Weise universal“ für alle Menschen und die ganze Welt bewirkt.“
- Schillebeeckx, Edward: Jesus. Die Geschichte von einem Lebenden, Freiburg i. Br. (Herder) 1975. In gleicher Weise wie Kaspers Christologie ist das Jesus-Buch von Edward Schillebeeckx zu einem Klassiker geworden. Man sollte sich von seinem Umfang (670 S.) nicht abschrecken lassen. Schillebeeckx schreibt sehr menschenzugewandt und lässt allein dadurch etwas von der Menschlichkeit Jesu Christi spüren.
Interessantes Zitat: „Jesus verkündete nahendes Heil für den Menschen ‚von Gott her’; er trat als eschatologischer Prophet auf, der Gottes ‚frohe Nachricht für Arme’ bringt, Heilsnachricht für ganz Israel, aber deshalb besonders erfreulich für Arme, von allem Heil und aller guten Nachricht Ausgeschlossene. Er predigte die auf Menschlichkeit bedachte Gottesherrschaft, die eine entsprechende Praxis erfordert, wie sie von ihm selbst vorgelebt wurde…. Persönlich identifiziert er sich mit der Sache Gottes als Sache des Menschen (Gottesherrschaft, die der Mensch in erster Linie suchen muss vor allem anderen) und mit der Sache des Menschen als Sache Gottes (Reich Gottes als ein Reich des Friedens und des Heils unter den Menschen). Daraus lebt er, das erfüllt ihn, und das sagt er den Menschen zu: Menschen sind ‚Menschen, um die Gott sich kümmert’. Deshalb besteht zuversichtliche Hoffnung für jeden ohne Ausnahme und finden viele Zeitgenossen in vorübergehendem und vor allem bleibendem Kontakt mit diesem Jesus in der Tat Heil und Genesung. Viele kommen dadurch zu einem ‚neuen Leben’; sie können wieder hoffen und ihr Leben erneuern. Im Grunde stellt Jesus dafür nicht einmal Bedingungen; wer in Leiden oder Not zu ihm kommt, erfährt Heil, ‚unentgeltlich’. Heil und Zukunft werden Menschen zugesagt, die keine Zukunft mehr haben.“
- Christologie. Band I: Von den Anfängen bis zur Spätantike. Band II: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Bearbeitet von Karl-Heinz Ohlig, Graz – Wien – Köln (Styria) 1989. Wer sich für Quellen und Originaltexte zu Jesus Christus interessiert, findet in diesen beiden Bänden aus der Reihe „Texte zur Theologie“ reichlich Material. Gesammelt sind darin biblische Texte, lehramtliche Texte, Konzilstexte und Texte von Theologen zur dogmatischen Christologie von den Anfängen des Christentums bis zur Gegenwart.