Ehemaliger Professor für Systematische Philosophie
Philosophieren beginnt für mich mit der Anerkennung, daß die Wirklichkeit Vorrang vor dem Denkmöglichen hat, und daß die philosophische Grundfrage nach dem Sein des Seienden nur im Horizont der philosophischen und theologischen Überlieferung wirklichkeitserschließend sein kann. Seit der Studienzeit an der Universität Münster bei Fernando Inciarte und Josef Pieper ist mir die Beschäftigung mit Aristoteles und Thomas von Aquin eine wesentliche Hilfe geworden, Positionen und Entwicklungen in der modernen Philosophie wahrheitskritisch als Frage nach dem, was ist, zu prüfen. Dabei liegt mein vorrangiges Interesse bei der Debatte um das Sein der menschlichen Person, die ein Bündel weiterer Einzelfragen einschließt: ontologisch die kategoriale Frage der Identitätskriterien, handlungstheoretisch die Frage der Freiheitsbedingungen, moralphilosophisch die Frage der Verwirklichungsbedingungen und rechtphilosophisch die Frage der Anerkennungsbedingungen.
Das Werk von Josef Pieper ist mir dabei gleichfalls Anregung und Hilfe, ausgehend von konkreten Einzelfragen die Gesamtdeutung der Wirklichkeit vor den Blick zu bringen, die das jeweilige Fragen und Verstehen leitet. Dazu gehört ein Vernunftgebrauch, dem es nicht allein um Gewißheit, sondern vor allem um Einsicht zu tun ist, und der sich vor dem Licht des religiösen Glaubens nicht verschließt.